- Hessus
- Hẹssus,Helius Eobanus, eigentlich Eoban Kọch, Humanist und neulateinischer Dichter, * Halgehausen (heute zu Haina [Kloster]) 6. 1. 1488, ✝ Marburg 4. 10. 1540; studierte ab 1504 in Erfurt, erhielt dort 1517 eine Professur für lateinische Sprache, unterstützte Reuchlin im Streit mit den Kölner Theologen und bekannte sich 1521 offen zu Luther. Ab 1523 studierte er Medizin, wurde 1526 Lehrer für Poetik am Ägidiengymnasium in Nürnberg, wo er A. Dürer zum Freund gewann, dann 1533 nach Erfurt zurückgeholt und 1536 zum Professoren für Geschichte in Marburg berufen.Aus dem umfänglichen Werk, u. a. Übertragungen aus dem Griechischen in lateinische Verse (»Theokrit« 1531, »Psalterium« 1537, »Ilias« 1540) und historisch wertvolle Briefe, ragen die Dichtungen hervor, mit denen Hessus für den deutschen Humanismus inhaltlich und formal Vorbildliches schuf: In den Eklogen des »Bucolicon« (1509, bearbeitet 1528) schilderte er, Vergil und Baptista Mantuanus nachempfindend, seine Erfurter Freunde als Hirten, in den ovidischen Versbriefen der »Heroides Christianae« (1514, vermehrt 1532) christliche Heldinnen; äußerte sich v. a. in Gelegenheitsgedichten zu Persönlichkeiten (z. B. Dürer, Erasmus von Rotterdam, U. von Hutten, Luther) und Streitfragen der Zeit (zum Teil gesammelt in 6 beziehungsweise 12 Büchern »Sylvae«, 1533 und 1539) und verherrlichte die Stadt Nürnberg (»Norimberga illustrata«, 1532).H. de Boor u. R. Newald: Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zur Gegenwart, Bd. 4, Tl. 1 (1970);I. Grässer-Eberbach: H. E. H. Der Poet des Erfurter Humanistenkreises (1993).
Universal-Lexikon. 2012.